Land der Nebenjobs
Laut amtlicher Statistik haben nur vier Prozent der Österreicher einen Nebenjob. Doch nach einer Studie der ING-DiBa ist dieser Wert viel höher. FORMAT zeigt, wo und wie lange die Österreicher wirklich arbeiten.
4.119.000 Erwerbstätige in Österreich
Halbe-halbe. In Österreich leben knapp 8,44 Millionen Menschen. Beinahe 50 Prozent davon sind erwerbstätig: Unter diesen 4,1 Millionen sind Angestellte, Arbeiter, Selbständige und Eltern in Karenz zusammengefasst. 184.000 Österreicher gehen stempeln, und der Rest steht noch nicht (Kinder, Schüler, Studenten) oder nicht mehr (Rentner) im Arbeitsleben. Die Beschäftigtenquote in Österreich liegt bei 71,4 Prozent, die Arbeitslosenquote beträgt 6,2 Prozent. Allerdings zeigen diese Zahlen eine Problematik bei der Beschäftigung nicht: Vollzeitstellen werden zunehmend durch Teilzeitstellen ersetzt.
1.318.000 tatsächliche Nebenerwerbstätige
Inoffizielle Zahlen. Die staatliche Statistik registriert nur jene Zweiteinkommen, die auch ordentlich angemeldet sind. Tatsächlich ist die Nebenerwerbstätigkeit viel höher, bestätigen Wirtschaftsforscher. Die ING-DiBa führte dazu eine Befragung durch: Ein Drittel der Österreicher versucht das Einkommen mit einem Zweitjob aufzubessern. Am häufigsten finden Buchhalter, Vertriebs- und Verkaufskräfte sowie Lehrer mit Nachhilfe eine Nebenbeschäftigung.
182.300 offizielle Nebenerwerbstätige
Offizielle Zahlen. Etwas mehr als vier Prozent der Erwerbstätigen gehen einem offiziellen Zweitjob nach. Auch wenn die Zahlen vom tatsächlichen Wert abweichen, registriert die Statistik Austria einen Anstieg der offiziellen Nebenjobs: Um 13 Prozent ist die Zahl der ordentlich angemeldeten Nebenbeschäftigten im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Die fleißigsten Zweitjobber sind übrigens Akademiker - ihr Anteil beträgt 30 Prozent.
Die beliebtesten Nebenjobs
Personalberater haben erhoben, welche Nebenjobs besonders gefragt sind: An oberster Stelle stehen Buchhalter. Denn viele kleinere Unternehmen brauchen keine Ganztagskraft und lagern das Rechnungswesen aus. Dahinter folgen Vertriebsmitarbeiter (zumeist Bank-und Versicherungsprodukte). Im Verkauf suchen Handelsfirmen Personal für das Wochenende und zu den Randzeiten (abends). Groß ist auch das Interesse an Nachhilfe sowie an Lektoren von Unis, FHs und anderen Bildungseinrichtungen (etwa WIFI und bfi). Wie viel in Österreich gearbeitet wird
102 Mio. Stunden/Jahr für Nebenjobs
Arbeitsstunden. 102 Millionen Stunden verbrachten die Österreicher 2011 insgesamt in ihrem Zweitjob. Pro Person bedeutet das einen zusätzlichen Zeitaufwand von 11,9 Stunden pro Woche oder mehr als zwei Stunden pro Tag. Die Zweitjob-Stechuhr glühte bereits im ersten Quartal 2012: Zwei Millionen Stunden mehr als im Vorjahresquartal wurden geleistet. Auf vier Quartale hochgerechnet, ergäben sich damit heuer 110 Millionen Stunden. Zugleich ist die Zahl der Arbeitsstunden, die Angestellte und Arbeiter in ihrem Hauptjob verbracht haben, zurückgegangen - um eine Stunde pro Woche. Quelle: Format 36/12